Eröffnung: 10. Oktober 2025, 17:00 Uhr
Pressetermin: 8. Oktober 2025, 11:00 Uhr
Öffnungszeiten: Fr. 16:00 – 18:00 Uhr und So. 11:00 – 15:00 Uhr
Künstlergespräch: 26.10.2025, 15:00 Uhr
Ort: Lichthaus Arnsberg, Hof des Klosters Wedinghausen
Between the Layers of Petrified Silence (In den Schichten des versteinerten Schweigens), die erste Solo-Ausstellung von Louis Braddock, ist ein Projekt initiiert vom Kunstverein Arnsberg, dem Kulturbüro der Stadt Arnsberg und iii. Es verortet sich an den Schnittstellen von Geologie, Klang und Technologie. Mit innovativen Ansätzen, die Klang, maschinelles Lernen und geologische Materialien einbeziehen, hinterfragen die Arbeiten dieses Projekts unsere Wahrnehmung einer sich wandelnden Erde und bieten alternative Wege des Hörens, Sehens und Verstehens.
Da die neuproduzierte Arbeit „Gems in Metal“ (2025) mit analogen und digitalen Technologien arbeitet, die beide im Bereich des geologischen Kinos angesiedelt sind, kann die Installation von Braddock als zweikanaliges dialogisches Werk betrachtet werden, das als FACE 001 und FACE 002 bezeichnet wird. In der geologischen Praxis bezieht sich der Begriff „Face“ auf eine freiliegende Oberfläche, eine Grubenwand oder eine Kristallebene, an der direkte Beobachtungen, Gewinnungen oder Kartierungen stattfinden. „Gems in Metal“ greift diese Terminologie auf, um FACE 001 und FACE 002 als zwei interpretative „Flächen“ innerhalb eines breiteren Feldes des geologischen Kinos zu definieren. Hier werden die Methoden des Kinos und der Geologie miteinander verflochten und in die Tiefen der Zeit gedehnt, wobei das Alter der Erde von 4,543 Milliarden Jahren in 45,43 Minuten Film übersetzt wird. FACE 001, ein Steinbildschirm, ist physisch auf das standardisierte Kinoformat 16:9 zugeschnitten. FACE 002 hingegen verwendet Bergbau- und Bohralgorithmen, um die Kinematografie durch geologische Schnitte unter Verwendung desselben filmischen Rahmens zu lenken. Beide Werke bringen die Bildsprache des Films mit der zeitlichen und materiellen Sprache der Erde in Einklang und lassen dabei die skalaren Grenzen zwischen Mineral, Maschine und Bedeutung verschwimmen.
Gemeinsam tauchen die beiden durch mikro-makro-geologisches Kino, durch wechselnde Bildfrequenzen von 1000 fps bis 1 fps, in die Zeitlichkeiten der Tiefengeologie ein, während die mehrkanalige Klangkomposition dynamisch auf algorithmische Entdeckungen reagiert. Letztendlich spiegeln FACE 001 & FACE 002 die Methoden der Rohstoffsuche wider und unterlaufen diese, indem sie die Werkzeuge der Bergbauindustrie zurückerobern, um die Logik der Rohstoffgewinnung zu stören und sie als Instrumente der sensorischen und kritischen Untersuchung neu zu definieren. Auf diese Weise bringt „As Gems as Metals“ verschiedene Schichten der planetarischen Wahrnehmung zum Vorschein: eine, die nach Signalen sucht, und eine, die auf deren Echo lauscht. Diese dualen „Gesichter“ konfrontieren die widersprüchlichen Triebe des Anthropozäns: den Drang zur Extraktion und die Dringlichkeit zur Anpassung.
Louis Braddock Clarke ist ein Künstler und Forscher, der Begriffe aus der Geologie, dem Deep Time Cinema und der esoterischen Philosophie miteinander verknüpft, in der Zuhören und Verstärkung als Methoden der Sinnfinding und des Verstehens zu seinen Schlüsselansätzen gehören um unsere gestörten Ökologien zu verstehen. Durch Feldarbeit, Film, Klang und Amateurgeologie versuchen seine Projekte, über die zukünftigen Oberflächen der Erde zu spekulieren. Braddock Clarkes Beziehung mit seiner Umwelt ist eingebettet in seine prägenden Jahre in Cornwall, umgeben von Radon-Moorlandschaften, Granit-Mienen, sich veränderten Isolinien, Kobolden, Zinnminen und transatlantischen Kabelsystemen. Diese verflochtenen Erdenergien sind der Ankerpunkt seiner laufenden Forschungsmethoden in Bezug auf Technologien und Terrains. Louis fühlt sich besonders zu den Erdschichten hingezogen, in denen Elektromagnetismus, Bio-Mineralisierung und geologische Narben zu sehen und zu hören sind.
Wenn Louis nicht gerade in Vulkanen steckt oder Eisschichten erschnüffelt, findet man seine Arbeiten in Ausstellungen und Biennalen auf der ganzen Welt. Unter anderem in der Venice Biennale Musica, Sonic Acts, Rewire, National Taiwan Museum of Fine Arts, Centre Wallonie Bruxelles, Rencontres Internationales Paris/Berlin, Seeyousound, Netherlands Film Festival, FILE Brazil, Digital Arts Taipei, Macau Design Museum, MU Hybrid Art House, W139, Museum of Mines and Metal Brazil, WEST Museum, Sounds of Silence, Noorderlicht Biennale, Het Hem. Die Werke sind preisgekrönt und wurden mit dem Waag Technology Award 2019, dem Dutch Talent Award 2020, dem Landscape Research Award 2021, dem Gouden Kalf 2022, dem NFF Digital Culture 2023 und dem ARS Electronica Digital Music 2025 ausgezeichnet.
Das Projekt ist kuratiert von Yannik Güldner (iii).
iii – instrument inventors initiative:
iii ist eine von Künstler:innen geführte Community-Plattform, die neue interdisziplinäre Praktiken fördert, die Performance, Technologie und die menschlichen Sinne miteinander verbinden. Entstanden aus der ArtScience-Tradition in Den Haag, strebt iii danach, technologische Innovation, theoretische Reflexion und menschliche Erfahrung in Einklang zu bringen. iii trägt zu internationalen Entwicklungen im Bereich Kunst, Wissenschaft und Technologie bei und fungiert sowohl als kultureller Inkubator, der Forschung und Kreation unterstützt, als auch als Agentur, die Schöpfer:innen über ein breites (inter-)nationales Partnernetzwerk mit einem breiten Publikum verbindet.
Das Projekt ist gefördert von Medienkunstfonds NRW und der Stadt Arnsberg
Fotos: Louis Braddock Clarke